1976 bis 1986: Zentralverwaltungswirtschaft
Nach der Wiedervereinigung Vietnams stand die Wirtschaft des Landes vor dem Problem, in zwei Hälften geteilt zu sein, die nach komplett verschiedenen Mustern organisiert waren: Im Norden die kommunistische, planwirtschaftlich organisierte Hälfte, deren Landwirtschaft in Kooperativen betrieben wurde und wo das Land zudem durch die Amerikaner total zerbombt war. Der Süden hingegen war marktwirtschaftlich organisiert, hatte aber während der vergangenen zwei Jahrzehnte eine Wirtschaft entwickelt, die vollständig vom Zustrom amerikanischen Geldes abhing, das bedingt durch die Militärpräsenz zufloss.
Der Süden wurde nach sowjetischem Vorbild restrukturiert, die Landwirtschaft kollektiviert und die Betriebe wurden verstaatlicht. Im Jahr 1978 trat Vietnam dem Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe bei, während die USA ein Wirtschaftsembargo über Vietnam verhängten, das nicht nur Amerikanern verbot, mit Vietnam zu handeln, sondern auch den IWF, die Weltbank und ähnliche Organisationen daran hinderte, Vietnam Aufbaukredite zu geben.
Das Resultat aus der Unproduktivität der Staatsbetriebe und der kollektivierten Landwirtschaft, den Handelshindernissen und den massiven Umweltschäden aus dem Vietnamkrieg war schreckliche Armut. Repressionen der kommunistischen Führung gegen die früheren Feinde, Armut und Enteignungen der Privatwirtschaft im Süden veranlassten mehr als eine halbe Million Vietnamesen dazu, als Boat people unter Lebensgefahr das Land zu verlassen. Die Anzahl Überlebender wird nur auf zwischen 20 und 40 % geschätzt. In den späten 1970er Jahren experimentierte Vietnam mit Mischformen aus Plan- und Marktwirtschaft, die jedoch zu keinem Erfolg führten. In den frühen 1980er Jahren kam es deshalb zu mehreren Hungersnöten und zu Hyperinflation.[1] Das einzige, was Vietnam halbwegs am Leben hielt, war Wirtschaftshilfe der RGW-Staaten, die sich auf geschätzte drei Milliarden Dollar jährlich belief. ab 1986: Doi moi (Erneuerung)
Ab 1986:
Im Jahr 1986 starb Le Duan und machte Platz für eine jüngere, reformorientierte Generation. Unter Nguyen Van Linh wurde nach dem sechsten Parteikongress Doi moi (Wirtschaftserneuerung) eingeführt, was bedeutete, dass die zentrale Planung aufgegeben, die Kollektivierung schrittweise abgeschafft und marktwirtschaftliche Reformen eingeführt wurden. Ausländischen Firmen wurde erlaubt, in Vietnam zu investieren. Die Reformen waren in vielen Punkten an denen der Volksrepublik China orientiert. Als Vietnam am Beginn der 1990er Jahre aus der internationalen Isolation fand und die US-Amerikaner 1993 ihr Wirtschaftsembargo aufhoben, flossen so viele ausländische Investitionen und Finanzhilfe in das Land, dass das Wirtschaftswachstum zeitweise 10% pro Jahr überstieg. Viele Ausländische Firmen wie z. B. Motorola oder Triumph siedelten sich in Vietnam an.
Ein beträchtlicher Teil der Wirtschaftsleistung wird durch finanzielle Unterstützung, Waren und Investitionen von Auslandsvietnamesen (vor allem aus den USA) erbracht; für das Jahr 2000 wurde dieser Betrag auf eine Milliarde US$ geschätzt.
Nach wie vor gehört Vietnam zu den ärmsten Ländern Asiens, wenngleich eine deutliche Verbesserung durchzugreifen beginnt. Die Einkommensunterschiede zwischen städtischen und ländlichen Gebieten sind nach wie vor groß, so dass Durchschnittszahlen wenig aussagekräftig sind.
Das um die Kaufkraftparität bereinigte BIP pro Person lag 1999 noch bei 410 US$ (Stadt 640,Land 180), 2003 schon bei etwa 2 200 Euro, was rund 6 Euro/Tag entspricht. Immer noch etwa 17 % der Bevölkerung verdienen weniger als einen US$ pro Tag.
Im Jahre 2007 trat Vietnam als 150. Mitglied der Welthandelsorganisation bei.
Außenhandel
Der Außenhandel wächst sehr schnell. Im Jahre 2003 betrugen die gesamten Importe etwa 22,5 (1996: 10,03) Milliarden Dollar und die Exporte etwa 19,88 (1996: 7,26) Milliarden Dollar. Trotz des nach wie vor sozialistischen Regierungssystems hat die vietnamesische Volkswirtschaft einen Offenheitsgrad erreicht, der etwa dem Thailands entspricht.
Vietnam ist ein Ölexporteur. Etwa 20% seiner Exporte sind Rohöl. Zu den zweitwichtigsten Exportprodukten zählen Güter der Leichtindustrie, wie etwa Textilien oder Schuhe. Unter den landwirtschaftlichen Produkten sind Reis und Kaffee die wichtigsten. Vietnam ist nach Brasilien weltweit der zweitgrößte Kaffeeexporteur. Am bekanntesten ist die Firma Trung Nguyên. Vietnam ist - nachdem es vor Doi moi Hungersnöte gegeben hatte - der weltweit zweitgrößte Reisexporteur. Die Handelspartner sind traditionell die asiatischen Staaten, wobei Japan und Singapur die wichtigsten Zielländer der Exporte sind. Vietnam gewinnt aber auch in den Überseemärkten (Europa, USA) Anteile und macht hier zunehmend anderen asiatischen Ländern Konkurrenz. Das jährliche Exportwachstum ist nach wie vor zweistellig, obwohl es schon auf die Hälfte der Werte aus den 1990er Jahren zurückgegangen ist.
Die Importe wachsen etwa gleich schnell wie die Exporte. Importiert werden vor allem Treibstoffe, Maschinen, Fahrzeuge und Rohstoffe für die Leichtindustrie. Jene Märkte, in denen unrentable Staatsbetriebe dominieren, werden durch hohe Zölle geschützt. Hauptlieferanten sind Japan, Taiwan, Südkorea und die USA.
Mit dem Handelsvolumen mit der USA wächst auch das Konfliktpotential. In den letzten Jahren kam es mehrfach zu Meinungsverschiedenheiten und protektionistischen Maßnahmen von Seiten Amerikas, zum Beispiel um die Importe von Welsen, Krabben und Textilien zu begrenzen. Aber die Vielfältigkeit der vietnamesischen Exporte macht es vergleichsweise unverwundbar für Schwankungen in einzelnen Produktkategorien.
BIP
* nach Kaufkraftparitäten: 227,2 Milliarden US$ (2004)
* pro Kopf (nach Kaufkraftparitäten): 2490 US$
* Wachstum: 5,3% (2009)
* Sektoren:
o Landwirtschaft: 20,9%
o Industrie: 41,0%
o Dienstleistung: 38,1% (2005)
Bevölkerung
* Human Development Index: 0,704 (basiert auf Daten von 2003, 108. Platz)
* unter der Armutsgrenze: 25% (2005 geschätzt)
* Haushaltseinkommen oder Konsum:
o ärmste 10%: 3,6%
o reichste 10%: 29,9% (1998)
* Erwerbspersonen: 45,74 Millionen (2003 geschätzt)
* nach Sektoren:
o Landwirtschaft: 63%
o Industrie und Dienstleistung: 37% (2000 geschätzt)
* Erwerbsquote Frauen: 48,8% (2001)
* Arbeitslosigkeit: 6,1% (2003 geschätzt)
Haushalt
* Einnahmen: 8,689 Milliarden US$
* Ausgaben: 9,718 Milliarden US$ (2003 geschätzt)
* Gesundheitsausgaben (in Prozent des BIP): 5,2 (2000)
* Verteidigungsausgaben (in Prozent des BIP): 2,6 (1994)
Industrie
* Produkte: Lebensmittelverarbeitung, Textilien, Schuhe, Maschinen, Zement, chemische Dünger, Glas, Öl, Kohle, Stahl, Papier
* Wachstum: 16% (2003 geschätzt)
Landwirtschaft
* Produkte: Reis, Getreide, Kartoffeln, Kautschuk, Sojabohnen, Kaffee, Geflügel, Schweine, Tee, Bananen, Fisch
Strom
* Verbrauch: 25,9 TWh (2001)
* Produktion: 30,6 TWh (2001)
* davon:
o Wasserkraft: 59,5%
o Kohle: 10,5%
o Öl: 3,7%
o Gasturbinen (Erdgas + Öl): 19,1%
o sonstige: 7,2%
Außenhandel
* Import: 68,8 Milliarden US$ (2009)
* Importgüter (2009): 19,6% Erdölprodukte, 18,4% Maschinen und Elektrotechnik, 8,9% Stoffe und Garne, 7,7% Eisen und Stahl, 4,7% Chemieprodukte und Chemikalien, 4,1% Kunststoffprodukte, 4,0% Textilien und Bekleidung, 3,8% Kfz und -teile, 2,6% Tierfutter, 2,1% Düngemittel; 24,1% andere Waren
* Export: 56,5 Milliarden US$ (2009)
* Exportgüter (2009): 16,0% Textilien und Bekleidung, 10,9% Rohöl, 7,5% Meeresfrüchte, 7,2% Schuhe, 4,9% Computer und Elektronikerzeugnisse, 4,8% Edelsteine und -metalle, 4,7% Reis, 4,6% Holzprodukte, 3,6% Maschinen und Ausrüstungen, 3,1% Kaffee; 32,6% andere Waren
Leistungsbilanzsaldo: -12,3 Milliarden US$ (2009)
Währung
* 1 neuer dong (VND)
* Inflationsrate: 22,0% (2008)
* Wechselkurse: 1 Euro = 30.157,6 VND; 100.000 VND = 3,3159 Euro (15. April 2011)